Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, wird eine Sanierungsrate von bis zu 2 Prozent benötigt. Diese lag 2023 jedoch lediglich bei 0,8 Prozent – so eine Auswertung von B+L Marktdaten im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle.

0,8 Prozent: Sanierungsrate im Gebäudebestand bleibt hinter Zielen zurück

Wie hoch müsste die Sanierungsrate wirklich sein?

Die notwendige Sanierungsrate, um Deutschland bis 2045 klimaneutral werden zu lassen, ist umstritten. Ein Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2022 geht davon aus, dass jährlich 1,7 bis 1,9 Prozent aller Wohngebäude energetisch saniert werden müssen. Noch ambitionierter ist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das eine jährliche Sanierungsquote von 2 Prozent fordert. Bei einer Quote von 2 Prozent würde es rund 50 Jahre dauern, den gesamten Gebäudebestand zu sanieren – ein Zeitraum, der im Hinblick auf die angestrebte Klimaneutralität kaum ausreichend erscheint.

Prognosen für 2024: Stillstand statt Fortschritt

Für das Jahr 2024 wird kein nennenswerter Anstieg der Sanierungsrate erwartet. Laut B+L Marktdaten dürfte die Quote sogar leicht auf etwa 0,79 Prozent sinken. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Es werden immer weniger neue Häuser gebaut, weniger Menschen ziehen um, und dadurch sinkt auch die Zahl der energetischen Sanierungen. Zudem scheinen die Rahmenbedingungen rund um energetische Modernisierungen nicht ausreichend zu sein, um signifikante Fortschritte zu erzielen.

Niedrige Quote im WEG-Bestand

Besonders problematisch ist die Lage im Bereich der Wohnungs-Eigentümer-Gemeinschaften (WEG). Für diesen Bestand wurden in der Studie keine gesonderten Zahlen ausgewiesen, doch aufgrund der häufig langwierigen Entscheidungsprozesse in WEG-Versammlungen ist davon auszugehen, dass die Sanierungsrate hier unter 0,3 Prozent liegt.

0,8 Prozent: Sanierungsrate im Gebäudebestand bleibt hinter Zielen zurück

Reaktionen der Politik: Reichen die Maßnahmen aus?

Die Reaktion der Politik auf die alarmierenden Zahlen lässt Fragen offen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat als Konsequenz der Studienergebnisse die Dialogreihe „Gebäude-Sanierungs-Kompass“ ins Leben gerufen. Dieses Format soll den Austausch zwischen Akteuren der Immobilien- und Baubranche fördern und Lösungsansätze erarbeiten. Allerdings wurden einige wichtige Immobilienverbände nicht zu den Gesprächen eingeladen, was Zweifel an der Wirksamkeit des Formats aufkommen lässt.

Fazit: Ein langer Weg zur Klimaneutralität

Die aktuellen Zahlen zur Sanierungsrate zeigen deutlich, dass Deutschland noch weit davon entfernt ist, die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Ohne deutlich stärkere Anreize, vereinfachte Prozesse und eine gezielte Förderung wird die Sanierungsquote kaum auf das notwendige Niveau steigen können. Ob die Politik den Ernst der Lage wirklich begriffen hat, bleibt fraglich.

 

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